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07.11.2024

Matthias Eisenkolb
Matthias Eisenkolb

IST-Student sorgt mit Masterarbeit für Aufsehen

Internationale Veröffentlichungen gehören zu den großen Herausforderungen der wissenschaftlichen Arbeit – nicht nur weil sie einen strengen, mehrstufigen Peer-Review-Prozess durchlaufen. Dass IST-Student Matthias Eisenkolb seine Masterarbeit mit Unterstützung der IST-Dozenten im Journal „Translational Exerciese Biomedicine“ veröffentlichen konnte, ist eine beeindruckende Leistung.

In der Juli-Ausgabe der Zeitschrift, die sich mit Bewegung und ihren Mechanismen zur grundlegenden Verbesserung der menschlichen Gesundheit beschäftigt, fand sich der Artikel zum Thema „Are calves trainable? Low-intensity calf muscle training with or without blood flow restriction: a randomized controlled trial“. Darin untersuchte der Absolvent des Master-Studiengangs „Prävention, Sporttherapie und Gesundheitsmanagement“ die Wirksamkeit von BFR im Vergleich zu traditionellem Krafttraining.

Wir haben mit ihm über die Ergebnisse und Herausforderungen seiner Arbeit gesprochen.

IST: Was hat Dich dazu inspiriert, das Thema „Blood Flow Restriction Training (BFR)“ für Deine Abschlussarbeit zu wählen?
Matthias Eisenkolb:
„Das Thema kam in einer unserer Fortbildungen im Rehazentrum auf. Zu der Zeit machte ich mir die ersten groben Gedanken über das Thema meiner Abschlussarbeit. Jemand sollte sich auf Freiwilligenbasis über BFR informieren und es in der nächsten Fortbildung dem Team vorstellen. Ich hatte mich daraufhin eingelesen und mir einen Überblick verschafft. Während der Recherche ist mir dann aufgefallen, dass es doch wunderbar als Thema der Abschlussarbeit passen würde. Ich schaute mir die Studienlage an und kam dann auf ein paar konkretere Ideen. Meine jetzige Zweitbetreuerin Katharina Oberwetter empfahl mir, mit Dr. Simon Gavanda zu sprechen, der mit BFR einige Erfahrungen gemacht hat. Mit Hilfe seines Inputs habe ich dann das genaue Thema gefunden.“

Kannst Du uns kurz die Hauptunterschiede und die Ergebnisse Deiner Untersuchung in Bezug auf den Unterschied zwischen BFR und traditionellem Krafttraining zusammenfassen?
Eisenkolb:
„Zusammengefasst gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen der BFR- und der Vergleichsgruppe. Beide Gruppen verbesserten sich bei nahezu allen Tests, wobei die BFR-Gruppe oft etwas besser abschnitt. Die Ergebnisse der Studie waren auf den ersten Blick etwas ernüchternd – gerade bei dem Aufwand hätte ich mir natürlich signifikante Werte gewünscht. Das schöne ist aber, dass der Wissensstand über BFR unabhängig vom Ausgang der Studie bereichert wird.“

Welche Hypothesen hattest Du vorher?
Eisenkolb:
„Vor der Untersuchung war unklar, mit welchen Ergebnissen man rechnen könnte. Es gab zwar einige Daten, die die Effektivität von BFR-Training an der Oberschenkelmuskulatur nachwiesen, aber kaum Studien, die sich mit BFR-Training an der Wade auseinandersetzten, erst recht nicht belegen würden. Auch stellt die Wade eine Muskelgruppe dar, deren Proteinbiosynthese nur verlangsamt stattfindet und dadurch von Grund auf schwerer trainierbar ist als im Vergleich die Oberschenkelmuskulatur.“

Du hast für Deine Arbeit ein Versuchsdesign entwickelt und ausreichend Probanden betreut. Welche Herausforderungen hast Du bei der Organisation und Durchführung dieser Studie erlebt?
Eisenkolb:
„Ich war sehr froh, insgesamt rund 40 Studienteilnehmer:innen akquirieren zu können. Der Prozess von der Probandenakquise bis zu den Terminierungen und Durchführungen der Testungen war natürlich mit einem hohen Zeitaufwand verbunden. Eine Testung dauerte etwas unter einer Stunde. Bei knapp 80 Testungen sind freilich auch mal kurzfristige Ausfälle oder Versäumnisse dabei, die einem etwas Zeit rauben. Bis auf wenige Ausnahmen hatte ich aber ein super Commitment der Teilnehmer:innen und bin jedem:jeder dankbar für die Unterstützung.“

Deine Arbeit wurde international veröffentlicht – eine beeindruckende Leistung! Was bedeutet das für Dich?
Eisenkolb:
„Ich bin wirklich stolz darauf, eine Studie publiziert zu haben! Um ehrlich zu sein, hätte ich das vorher nicht erwartet. Ich dachte beim Schreiben auch nie ernsthaft darüber nach. Nach der Abgabe der Abschlussarbeit bot mir Simon Gavanda mit Unterstützung seiner Kollegschaft die Chance, die Arbeit zu veröffentlichen.“
Wie hat Dich Dein Studium „Prävention, Sporttherapie und Gesundheitsmanagement“ an der IST-Hochschule auf die Herausforderungen und das wissenschaftliche Arbeiten, insbesondere im Rahmen Deiner Masterarbeit, vorbereitet?
Eisenkolb: „Ich nutzte die Studienhefte als Möglichkeit etwas nachschlagen zu können. Die Seminare und Tutorien halfen mir sehr weiter, um Klarheit für Organisatorisches zu schaffen und waren auch als Starthilfe zur Themenfindung sehr hilfreich. Ich konnte mich grundsätzlich bei vielen Themen auch noch auf das Wissen aus meinem Bachelorstudium stützen.“

Gibt es Dozent:innen oder spezielle Kurse, die Dir während Deines Studiums besonders weitergeholfen haben, gerade in Bezug auf Deine Abschlussarbeit?
Eisenkolb:
„Ich war regelmäßig mit Simon Gavanda im Austausch. Er gab mir besonders am Anfang einige Tipps, damit ich ein passendes Thema finden und das Studiendesign vernünftig geplant werden konnte. Ich fand unseren Austausch immer konstruktiv und angenehm. Seine Herangehensweise mir Hilfe zur Eigenhilfe zu geben, fand ich total passend, mich durch die Prozess weiterentwickeln zu können.“

Was würdest Du anderen Studierenden empfehlen, die gerade ihre Abschlussarbeit planen oder sich auf eine ähnliche Herausforderung vorbereiten?
Eisenkolb:
„Ich hatte mir vor der Abschlussarbeit vorgenommen, dass mich das Thema wirklich interessieren sollte und  ich einen möglichst hohen Bezug dazu haben möchte. Da wir im  Rehazentrum BFR-Training  in den letzten Monaten nach und nach einbauten, mir die Recherche, das Testen und die Datenerhebung für die Studie wirklich Spaß machte, war das auch gegeben. Ich hätte sonst vermutlich den Aufwand, den die Arbeit und besonders die Studie mit sich brachte, nicht so gut wegstecken können.“

Was sind Deine nächsten Schritte? Welche Pläne hast Du für Deine Zukunft?
Eisenkolb:
„Ich werde erst einmal weiter im Rehazentrum in der Trainingstherapie arbeiten. Mir macht es mit dem Team dort sehr Spaß und ich fühle mich in der Rolle sehr wohl. In der nahen Zukunft möchte ich gerne in die Selbstständigkeit als Personal Trainer einsteigen. Im Idealfall möchte ich beides verbinden.“

Vielen Dank, Matthias.