10.12.2024
Absolventenpreis 2024: IST-Studentin bricht Tabu
Mit ihrer Abschlussarbeit hat Rebecca Galkus nicht nur die Jury des Absolventenpreises 2024 überzeugt, sondern auch ein wichtiges Tabuthema aufgegriffen: den Menstruationszyklus im Sport. Mit ihrer Arbeit brachte die Studentin des Masterstudiengangs „Trainingswissenschaft und Sporternährung“ bedeutende Erkenntnisse über die Auswirkungen des Zyklus auf die sportliche Leistungsfähigkeit und die Kommunikation zwischen Trainer:innen und Athletinnen ans Licht.
Für Rebecca stand von Anfang an fest, dass sie ein Studium absolvieren wollte, das praxisorientiert ist und die Athlet:innen in den Mittelpunkt stellt. „Ich habe mich für den Studiengang „Trainingswissenschaft und Sporternährung“ entschieden, weil er den Fokus auf das Sporttreiben legt und nicht auf Bereiche wie Management oder Marketing. Es war mir wichtig, ein Studium zu wählen, das praxisorientiert die wissenschaftlichen Aspekte des Sports behandelt“, erzählt die Preisträgerin.
Die Inspiration zu ihrem Thema fand Rebecca Galkus bei der Triathletin Laura Philipp, die ihr Training gezielt an ihrem Menstruationszyklus ausrichtet und dieses Thema offen kommuniziert. „Ihr Engagement, das Stigma rund um den Menstruationszyklus im Sport abzubauen, hat mich dazu inspiriert, diese Thematik zu hinterfragen. Als aktive Fußballerin habe ich mich gefragt, inwieweit auch ich Leistungsschwankungen aufgrund meines Zyklus erlebe, und ob dieses Thema im deutschen Sportsektor überhaupt Berücksichtigung findet.“
Der Titel ihrer Masterarbeit spricht für sich: „Shattering taboos in sports: A quantitative exploration of menstrual cycle awareness and communication among female athletes“. Übersetzt bedeutet dies in etwa: „Tabus im Sport brechen: Eine quantitative Untersuchung über das Bewusstsein und die Kommunikation zum Menstruationszyklus unter weiblichen Athlet:innen“.
Erkenntnisse und Ergebnisse
Für ihre Forschung befragte sie 700 sporttreibende Frauen. Die Ergebnisse sind aufschlussreich:
• 97 % der Befragten gaben an, während ihrer Menstruationsblutung Beschwerden wie Unterleibsschmerzen, Rückenschmerzen oder Stimmungsschwankungen zu haben.
• 75 % der Frauen fühlten sich dadurch in ihrer sportlichen Leistung beeinträchtigt.
Besonders überraschend war der zweite Teil ihrer Untersuchung, der das Kommunikationsverhalten zwischen Athletinnen und Trainer:innen beleuchtete:
• Kommunikation ist Mangelware: Gespräche über den Menstruationszyklus finden kaum statt.
• Demografische Unterschiede: Ältere Athletinnen sprechen offener über das Thema, ebenso Athletinnen auf höherem Leistungsniveau.
• Sportart und Geschlecht spielen eine Rolle: Individualsportlerinnen kommunizieren häufiger als Mannschaftssportlerinnen, und männliche Trainer tun sich schwerer als weibliche oder gemischte Trainerteams.
Rebecca Galkus‘ Fazit: „Es sollte mehr Bewusstsein für den Menstruationszyklus geschaffen werden – sowohl bei Athletinnen als auch bei Trainer:innen. Besonders junge Sportlerinnen benötigen Unterstützung und Schulungen zu diesem Thema.“
Abschluss als Startschuss
Die Flexibilität des Fernstudiums an der IST-Hochschule, die es ihr ermöglicht hat, Studium und Beruf zu vereinbaren, schätzt sie sehr. „Das erfolgreiche Verfassen meiner Masterarbeit stellt für mich einen großen Erfolg dar. Es freut mich sehr, dass meine Arbeit mit so viel Anerkennung bedacht wurde.“
Nach der Masterarbeit beschloss die 25-Jährige, ihr Leben zu verändern: Sie kündigte ihre Jobs und bereiste mit ihrer Schwester knapp acht Monate die Welt. „Wir haben Asien, Afrika und bald auch das Baltikum erkundet – eine Reise, die meinen Horizont enorm erweitert hat“, erzählt sie.
Aktuell arbeitet Rebecca Galkus daran, ihre beruflichen Interessen weiterzuentwickeln. Der Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens hat in ihr den Wunsch geweckt, tiefer in die Forschung einzusteigen: „Ich könnte mir gut vorstellen, eine Promotion zu machen und meine Erkenntnisse weiter auszubauen.“