25.11.2024
Werder-Keeper absolviert Fernstudium „Fußballmanagement“
Für Michael Zetterer war es aufgrund von Verletzungen ein langer Weg, Stammkeeper beim SV Werder Bremen zu werden. Die Eigenschaften, sich selbst zu motivieren und Ziele im Blick zu behalten, haben ihm geholfen – auch bei seinem Fernstudium. Denn mittlerweile ist er nicht nur unumstrittene Nummer 1 im Bremer Tor, sondern hat auch das IST-Diplom „Fußballmanagement“ erfolgreich absolviert.
In diesem Jahr ist Michael Zetterer erstmals als Nummer 1 in eine neue Saison gestartet. Dabei wechselte er schon 2015 nach Bremen. Es folgten aber Verletzungen und Ausleihen zu Austria Klagenfurt in Österreichs zweiter Liga oder zu PEC Zwolle in den Niederlanden.
Michael, wie schafft man es, das Ziel Bundesliga-Torwart über so eine lange Zeit aufrecht zu erhalten? Oder kommen einem auch Zweifel, ob man es wirklich schafft?
Michael Zetterer: Auf diese Frage könnte ich stundenlang im Detail antworten, da es einfach eine lehrreiche Zeit war, in der man wirklich herausfindet, was einen antreibt, und welche Ziele man im Leben wirklich erreichen will. Die Kurzfassung der Antwort liegt irgendwo zwischen Disziplin und dem unbedingten Willen, sich selbst das Ziel Bundesliga erfüllen zu wollen. Rückschläge durch Verletzungen gehören im Sport dazu, das ist klar. Aber ich denke, in Zeiten, in denen es mal nicht so läuft, wie man es sich erträumt, zeigt sich, wie sehr man es möchte und was man bereit ist zu investieren.
War die langwierige Verletzung – der Kahnbeinbruch der linken Hand – auch Auslöser, sich konkreter mit der Zeit nach der aktiven Karriere zu beschäftigen?
Michael: Der erste Bruch war wohl noch kein Auslöser dafür. Leider ist die Verletzung aber nie vollkommen ausgeheilt und so hatte ich einige Monate und Jahre nach dem ersten Bruch weiterhin Probleme. Nach dem zweiten bzw. dritten Bruch der Hand und einer längeren Ausfallzeit habe ich mich dann intensiver damit beschäftigt, „was wäre wenn“. Daraufhin habe ich mich dazu entschlossen, das IST-Diplom „Fußballmanagement“ zu beginnen, um mich in einem Bereich weiterzubilden, in dem ich mir vorstellen kann, nach der Fußballerkarriere Fuß zu fassen.
Du hast die Weiterbildung am IST-Studieninstitut mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. Warum hast Du Dich für genau diese Weiterbildung entschieden?
Michael: Ich finde das Thema Management grundsätzlich sehr spannend und wollte einfach in diesem Bereich etwas dazulernen. Durch die Weiterbildung konnte ich Inhalte kennenlernen, die mir für meinen beruflichen Weg nach der Fußballerkarriere weiterhelfen können. Der Blick „hinter die Kulissen“ hat mir hier sehr gefallen.
Wie hast Du die Profikarriere und die Weiterbildung unter einen Hut gebracht?
Michael: In den Tagesablauf und Wochenplan eines Profifußballers ist es nicht darstellbar, eine normale Uni zu besuchen und Präsenztermine oder Vorlesungen wahrzunehmen. Die Trainingszeiten variieren und man kann schlecht mehrere Monate im Voraus planen. Da die Weiterbildung am IST-Studieninstitut als Fernstudium durchgeführt wird, war dieses Angebot mit der Möglichkeit, alles online zu erlernen, super für mich. Ich konnte Prüfungen und Hausarbeiten super nach meinem Lernfortschritt erarbeiten und war nicht an bestimmte Termine gebunden.
Wie hat Dir die Weiterbildung gefallen?
Michael: Ich fand die Weiterbildung sehr spannend und den Aufbau sehr gelungen. Die Studienhefte und Seminare waren gut dargestellt und inhaltlich gut ausgeführt. Die Betreuung war persönlich und dadurch super angenehm. Mir hat die Weiterbildung am IST insgesamt sehr gut gefallen, ich kann Sie auf jeden Fall weiterempfehlen.
Wie wichtig ist es denn Deiner Meinung nach grundsätzlich für Fußballer, sich rechtzeitig auf die Zeit nach der aktiven Karriere vorzubereiten?
Michael: Ich denke, für den Großteil der Fußballprofis wäre es sehr zu empfehlen, sich schon während der Karriere mit dem Leben danach zu befassen. Es kann im Fußball durch Verletzungen auch sehr schnell gehen, wie ich selbst erfahren musste. Deshalb kann ich es nur jedem Spieler raten, sich während der Karriere etwas zu suchen, was einen interessiert und für den zweiten Karriereweg weiterhilft.
Du hast voraussichtlich noch einige Jahre als Profisportler vor Dir. Gibt es trotzdem schon Vorstellungen, in welchem Bereich Du danach mal arbeiten willst?
Michael: Ich kann mir ehrlich gesagt sehr viel vorstellen und ich habe mich noch nicht festgelegt, in welchem Bereich ich nach dem Fußball arbeiten möchte. Die Weiterbildung hat mir aber gezeigt, dass das Thema Management eine Option ist.
Den Weg vom Spieler zum Manager sieht man immer häufiger. Ein Beispiel in Bremen ist etwa Frank Baumann, der als Spieler ebenfalls eine Weiterbildung am IST-Studieninstitut absolviert hat, zum Sportfachwirt (IHK), und später zum Geschäftsführer Sport bei Werder wurde. Hat man als Spieler im Alltag eigentlich viel mit dem Management zu tun oder läuft man sich doch eher selten über den Weg und spricht hauptsächlich bei Vertragsthemen miteinander?
Michael: Man hat durchaus Kontakt zum Management des Vereins. Bei Werder ist es auch etwas familiärer und „locker“ gehalten, so dass man immer wieder Personen aus dem Management begegnet und nicht nur bei Vertragsgesprächen. Ich habe selbst noch mit Clemens Fritz, der nun Geschäftsführer ist, zusammengespielt und habe deshalb auch ein etwas anderes Verhältnis zu ihm, als es vielleicht bei anderen Vereinen zwischen Spieler und Management ist.
Mit Ole Werner hat Werder einen der jüngsten Trainer der Bundesliga. Spielt das Alter des Trainers eigentlich eine Rolle für die Spieler?
Michael: Seit Ole Werner unser Trainer ist, geht es stetig nach oben. Nach dem Aufstieg und einem zweistelligen Tabellenplatz wurde letzte Saison dann ein einstelliger Tabellenplatz und fast der Europäische Wettbewerb erreicht. Unsere Spielweise hat sich auch maßgeblich verändert und ich denke, auch wenn die Ergebnisse noch schwankend waren, spielen wir einen sehr anschaulichen Fußball und entwickeln uns in die richtige Richtung. Das Alter des Trainers war dabei nie ein Thema, das uns Spieler in irgendeiner Weise beschäftigt hat.
Immer wieder hört man, dass seine nordisch ruhige, besonnene Art gut zu Werder passt. Kann er auch anders?
Michael: Er kann auch sehr deutlich Probleme in unserem Spiel ansprechen und in Analysen die richtigen Worte finden. Grundsätzlich ist er aber genauso wie man ihn kennt und beschreibt (schmunzelt).
Werder musste personell immer wieder in der Innenverteidigung rotieren. Ist das für Dich als Torwart ein Problem, weil es vielleicht wichtig ist, eingespielt zu sein mit den direkten Vorderleuten?
Michael: Eine gewisse Routine mit den Jungs, die vor mir spielen, ist bestimmt nicht schlecht und natürlich verändert jeder Spieler mit seinen Stärken und Schwächen unser Spiel. Als Torwart ist man in vielen Situationen auch abhängig von einer guten Connection zwischen Verteidiger und Torwart.
Wir sprachen über den Zeitraum bei Werder, bis Du Nummer 1 wurdest: Ist es aus Deiner Sicht als Torwart grundsätzlich schwieriger, in eine Mannschaft zu kommen, als für einen Feldspieler?
Michael: Die Torwartposition ist dahingegen schon sehr speziell und man muss länger auf Chancen warten, da für diese Position nun mal nur ein Spieler in die Startelf kann. Dazu kommt noch die Spielweise, auf die der Trainer oder Verein wert legt. Es muss vieles zusammenpassen, um als Nummer zwei den Schritt langfristig ins Tor zu schaffen. Das ist nicht immer leicht und man muss viel Disziplin und Geduld haben.
Die Bremer Fans fallen immer wieder mit besonderen Aktionen auf, wie zum Beispiel den Fanmärschen – etwa zuletzt zum 20-jährigen Jubiläum des Double-Gewinns – oder der berühmten Green-White-Wonderwall. Würdest Du sagen, dass die Fans in Bremen besonders sind?
Michael: Auch hier ist eine kurze Antwort fast unmöglich. Was die Fans und die, die es mit Werder halten, die letzten Jahre abgerissen haben, ist wirklich besonders. Auch wenn es sportlich mal nicht so gut lief, waren das Stadion und die Auswärtsblöcke immer voll. Von Fanmärschen oder Choreos erst gar nicht angefangen… Die Lage des Stadions in der Stadt in Verbindung mit den Fans ist einmalig in Deutschland.
Michael, vielen Dank für das Interview!