Zur Erfolgsstorys-Übersicht

14.09.2022

Marcel Schäfer, Sportdirektor des VfL Wolfsburg
Marcel Schäfer, Sportdirektor des VfL Wolfsburg

Sportmanager Marcel Schäfer: Mit Fachwissen und Erfahrungen zum Erfolg

Wer mit Charaktereigenschaften wie „fleißig“, „bodenständig“, „freundlich“, „offen“ und „kommunikativ“ beschrieben wird, der ist in einem Mannschaftssport gut aufgehoben. So verwundert es nicht, dass Marcel Schäfer als Spieler über zehn Jahre eine tragende Säule des VfL Wolfsburg war, dort u.a. die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal gewann.

Mit Blick auf seine Zukunftsplanung könnte man die Eigenschaften „fokussiert“, „zielstrebig“ und „weitsichtig“ ergänzen: Denn schon als junger Spieler absolvierte er am IST-Studieninstitut die Weiterbildungen „Sportmanagement“ und „Sportmarketing“ – und stellte damit früh die Weichen für die Zeit nach der aktiven Karriere. Im Juli 2018 wurde er Sportdirektor bei den Wölfen. Hier erzählt er, welche Rolle die Weiterbildungen dabei spielten und wie Erfahrungen einen weiterbringen – die eigenen und die von anderen.

Marcel, bereits während Deiner Spielerzeit hast Du Dich mit dem VfL darauf geeinigt, dass Du nach Deiner aktiven Karriere eine Position im Klub übernimmst. Im Juli 2018 bist Du als Sportdirektor bei den Wölfen eingestiegen. Spielten Deine IST-Weiterbildungen eine Rolle, diese Position zu bekommen?
Marcel Schäfer: Darauf zu bauen, nur von seinem Namen als Profifußballer zu leben, ist ziemlich riskant. Um eine verantwortungsvolle Position zu erlangen, muss man sich die notwendigen Qualifikationen erarbeiten. Und da gehören meine Sportmanagement-Weiterbildungen am IST-Studieninstitut sicher dazu.

Warum hast Du Dich bereits mit 21 Jahren für Dein erstes IST-Fernstudium entschieden?  
Es ist immer förderlich, sich frühzeitig Gedanken zu machen und neben dem Fußball etwas zu tun. Die Karriere kann aufgrund von Verletzungen sehr schnell vorbei sein, das sollte einem bewusst sein. Daher würde ich jedem empfehlen, eine berufsbegleitende Weiterbildung schon während der aktiven Zeit zu machen und sich so neben dem Beruf als Fußballprofi ein zweites Standbein aufzubauen, um in einem solchen Fall schnell in ein neues Berufsleben einsteigen zu können. 

Wie haben Dir die IST-Weiterbildungen gefallen? 
Sehr, sehr gut. Der ganze Aufbau des Studiums ist hervorragend. Das Fernstudium ist aufgrund seiner Flexibilität für Sportler natürlich besonders geeignet. So lassen sich auch als Fußballprofi sowohl die Studienhefte als auch die Einsendearbeiten trotz der vielen Reisen mit dem Verein gut bearbeiten. Außerdem hat es mir großen Spaß gemacht. Ich kann nur Positives vom Studium beim IST berichten und empfehle es gerne weiter. 

Du profitierst also bei Deinen Aufgaben als Sportdirektor von den IST-Weiterbildungen und dem dort erworbenen Know-how?
Selbstverständlich profitiert man davon. Mit jeder Fortbildung stellt man sein Wissen noch mal auf eine ganz andere Breite. Wir haben bei den Weiterbildungen viele Themen durchgearbeitet, die mir jetzt in meiner aktuellen Tätigkeit weiterhelfen. Außerdem tauscht man sich nicht nur mit Dozenten aus, sondern auch mit anderen Teilnehmern, die aus unterschiedlichen Branchen kommen und in unterschiedlichen Positionen arbeiten. So profitiert man auch immer wieder von anderen Blickwinkeln, von anderen Sichtweisen. 

Was genau gehört denn alles zu Deinen Aufgaben als Sportdirektor?
Hier in Wolfsburg verantworte ich zusammen mit dem Geschäftsführer den sportlichen Bereich. Ich bin zum Beispiel mitverantwortlich für den Lizenzbereich, die Akademie, das Scouting oder die Kaderplanung. Bei letzterem ist es immer das Ziel, mit guten Transfers eine schlagkräftige Truppe aufzustellen, die auch den Ambitionen des VfL Wolfsburg gerecht wird. Ich versuche aber auch, Strukturen zu schaffen, den Verein infrastrukturell auf ein neues Niveau zu bringen.

Wenn man wie Du länger mit einem erfahrenen Manager wie Jörg Schmadtke zusammenarbeiten kann – profitiert man davon und kann man sich von ihm etwas abschauen?
Ich glaube, dass so eine Konstellation für einen jungen Mann wie mich, aber auch für den Verein, einfach hervorragend ist. Jörg hat schon in einigen Klubs gearbeitet und war überall sehr erfolgreich – hat alle seine Klubs in das internationale Geschäft geführt. Dabei hat er total unterschiedliche Vereine mit unterschiedlichen Voraussetzungen kennengelernt und schon sehr viele Personen geführt – Spieler, Trainer, Mitarbeiter drumherum. All seine positiven, aber auch negativen Erfahrungen hat er auch an mich weitergegeben. So einen Input zu bekommen, so einen Erfahrungsschatz zur Verfügung gestellt zu bekommen – das ist für mich natürlich einfach hervorragend. Dafür bin ich sehr dankbar. 

Du kennst das Fußballgeschäft aus jahrelanger Erfahrung als Profi. Gibt es dennoch Dinge, die Dich in Deiner Managementtätigkeit überrascht haben oder die Du jetzt ganz anders wahrnimmst als früher als Spieler?
Es ist nicht so, dass mich Dinge überrascht haben, aber man entwickelt schon eine andere Sicht auf gewisse Themen und Dinge, wenn man auf der anderen Seite sitzt. Als Spieler hat man vordergründig die Aufgabe, sich um sich selbst zu kümmern. Klar, auch um seine Mannschaft, aber man muss immer zusehen, dass man sich individuell jeden Tag verbessert, an sich arbeitet, man seinen Körper in optimaler Verfassung hat. Und jetzt ist es so, dass ich eben Ansprechpartner und in Verantwortung bin für alle Bereiche, die den Sport betreffen. Da hat man einen deutlich anderen Blickwinkel und auch teils andere Einschätzungen. Bei dem ein oder anderen Thema denkt man dann schon mal überrascht: Das habe ich als Spieler doch sehr in meinem Spielertunnel gesehen.

Gibt es Dinge in Deinem jetzigen Aufgabenbereich, die Dir mehr Spaß machen und welche, die Dir weniger gut gefallen?
Ich muss ganz ehrlich sagen: Spieler gewesen zu sein und jetzt Sportdirektor bei dem Klub zu sein, für den ich zehn Jahre gespielt habe – das ist und bleibt ein Privileg, für das ich sehr dankbar bin! Es ist ein sehr zeitintensiver, sehr komplexer Job. Über die Jahre hat die Zahl der Mitarbeiter immer mehr zugenommen – sowohl die Mannschaft als auch das Staff-Team, also das Expertenteam um die Mannschaft herum, sind gewachsen. Die dadurch immer professionelleren Strukturen bedeuten aber eben auch immer mehr Personal, das man zu führen hat. Besonders viel Spaß macht mir natürlich der Austausch mit den Spielern und dem Trainerteam, ebenso die Kaderplanung und Transferaktivitäten, aber auch die für mich neue Herausforderung, einen Verein zu strukturieren, ihn mitzugestalten.

Du bist nicht direkt vom Spielfeld ins Management beim VfL gewechselt, sondern gingst im März 2017 erst in die zweitklassige US-amerikanische United Soccer League zu den Tampa Bay Rowdies. Wie bewertest Du diesen Schritt rückblickend? „Verlorene Zeit“ oder „wichtige Erfahrung“? 
Es war eine unglaublich wichtige Erfahrung, mal einen Auslandsaufenthalt zu durchleben – nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie. So sind zum Beispiel meine Kinder zweisprachig aufgewachsen. Ich durfte dort ja nicht nur Fußball spielen, sondern habe auch bereits einige Einblicke ins Management bekommen, dufte auch bei den umliegenden Clubs aus anderen Sportarten – den Tampa Bay Buccaneers, den Tampa Bay Rays und Tampa Bay Lightning – mal reinschnuppern und viele interessante Gespräche mit Trainern, Spielern und Leuten in der Verwaltung führen. Das war wirklich schon etwas, das mir sehr weiterhilft. Ich glaube, dass man immer auch von anderen Sportarten extrem viel lernen kann, auch wenn sich vielleicht nicht immer alles eins zu eins auf den Fußball übertragen lässt.   

2009 bist Du Deutscher Meiser geworden, 2015 Pokalsieger. Kann man in einer Managementposition „seiner“ jetzigen Mannschaft aus diesen Erfahrungen Hilfestellungen an die Hand geben? 
Ich habe als Spieler, glaube ich, alle Höhen und Tiefen miterlebt – mit der Mannschaft, aber auch persönlich. Von der Meisterschaft und dem Pokalsieg bis hin zum Spieler, der irgendwann nicht mehr gut genug war und auch als Kapitän abgesetzt wurde. Ich habe alle Gefühlswelten eines Fußballprofis am eigenen Leib erleben dürfen, wofür ich sehr dankbar bin – weil es genau diese positiven wie negativen Erfahrungen sind, die mir jetzt in der Kommunikation mit meinen Spielern extrem weiterhelfen.

In einer ZDF-Sportreportage berichtet Maximilian Arnold, dass Du auch dafür sorgst, dass sich Zeit für gemeinnützige Zwecke genommen wird. Warum ist Dir das so wichtig?
Ich glaube einfach, dass wir in einer sehr privilegierten Position sind, in der Bundesliga arbeiten zu dürfen. Wir dürfen das ausüben, was wir lieben und was wir seit unserem vierten oder fünften Lebensjahr machen. Wir dürfen Fußball spielen vor einer tollen Kulisse, vor einer herausragenden Atmosphäre in vollen Stadien. Wir machen das, was viele Leute in den Bann zieht und begeistert. Ich finde, dass wir da eine gesellschaftliche und soziale Verantwortung haben und dass wir immer wieder versuchen sollten, zu reflektieren, was für ein Privileg unser Job eben ist und dass wir dann auch gewisse Dinge ein Stück weit zurückgeben. Dass wir uns immer wieder ins Bewusstsein rufen, wo wir herkommen und auch den Amateur- und Breitensport unterstützen. Dass man eine gesellschaftliche Verantwortung der Region gegenüber hat und dort immer wieder aktiv ist und Präsenz zeigt. Ich glaube, dass wir mit teils sehr wenig Aufwand vielen Leuten eine große Freude bereiten können. 

Marcel, vielen Dank für das Gespräch!