22.02.2024
Glück im Unglück: Neuanfang in Deutschland
Als Russland die Ukraine überfiel, war für Krystyna Sharutenko schnell klar: sie muss ihre Heimat verlassen. Aber sie hat die Chancen genutzt, die sich ihr in Deutschland boten. Nun bildet sie sich weiter.
Die Heimat zu verlieren, ist für die meisten Menschen ein traumatischer Einschnitt. So auch für Krystyna Sharutenko. Aber die Ukrainerin hatte Glück im Unglück. Als studierte Deutschlehrerin mit einem zusätzlichen Master im Tourismus dauerte es nicht lange, bis sie einen Job fand.
Erste Berührungspunkte mit Deutschland hatte Krystyna bereits als Studentin, als sie ein Auslandssemester an der Universität Koblenz-Landau absolvierte. Damals ahnte sie nicht, dass sie so schnell in das Land zurückkehren würde, dessen Sprache sie studiert und Kultur sie lieben gelernt hatte.
Aus der Schule ins Hotel
Im März 2022 verließ sie ihre Heimatstadt Dnipro, wo sie zuletzt im Hotel Astoria gearbeitet hatte, um ihr Praktikum für den Tourismus- Master zu absolvieren. In Deutschland angekommen, war sie dann fast übergangslos in ihrem ersten Beruf als Deutschlehrerin tätig. Sie half geflüchteten ukrainischen Kindern an einer Schule, Deutsch zu lernen.
Aber sie merkte, dass ihr Herz eher für den Tourismus schlug. „Ich hatte eine wunderbare Zeit im Astoria, dem ältesten Hotel in Dnipro. Die ganze Organisation am Front Office, die Kommunikation mit den Gästen, die Aufgaben im Hintergrund – das alles hat mir gefehlt und ich habe mich nach gut einem halben Jahr nach einer passenden Stelle umgeschaut.“
Mit Erfolg. Die 27-Jährige ist seit Januar 2023 als Mitarbeiterin im Front-Office in einem großen Hotel im Rhein-Main-Gebiet tätig und zufrieden: „Ich bin wirklich sehr glücklich. Ich habe nette Kolleg:innen, eine wunderbare Unternehmenskultur und angenehme Arbeitszeiten. Mein Chef versucht immer, unsere Wünsche zu berücksichtigen, und ermöglicht uns eine gute Work-Life-Balance.“ Krystyna überlegt kurz. „Am besten gefällt mir das Kochen. Wenn ich Spätschicht habe und die Gäste möchten noch etwas zu essen bestellen, koche ich immer mit viel Liebe.“
Zukunft fest im Blick
Seit vergangenem Sommer besucht Krystyna die IST-Weiterbildung „Hotelbetriebswirt:in“. „In Deutschland werden Arbeitskräfte mit guter Ausbildung sehr geschätzt. Und um meine Aufstiegsmöglichkeiten zu verbessern, habe ich mich für diese Weiterbildung entschieden. Zumal mein Tourismus-Master eher in Richtung ‚Reiseveranstaltung‘ ging. Mir fehlen einfach noch Fachkenntnisse in der Hotellerie.“
Einer der wichtigen Gründe, warum Krystyna die Fortbildung ausgerechnet am IST machen wollte, war die Flexibilität der Wissensvermittlung. „Ich habe erwartet, dass ich immer flexibel studieren kann. Auch im Zug oder im Urlaub“, fasst Krystyna zusammen. „Und meine Erwartung wurde zu hundert Prozent erfüllt.“
Die Weiterbildung ist noch nicht ganz zu Ende, aber schon jetzt setzt die junge Frau ihr neues Know-how im Hotel ein. „Zum Beispiel haben wir uns kürzlich um den Melde-Bestand gekümmert und ich konnte gleich Verbesserungen für die Prozessabläufe einbringen. Jetzt organisieren wir es tatsächlich besser.“
Krystyna sieht trotz aller Traurigkeit über die Entwicklung in der Ukraine positiv in die Zukunft. „Ich bin noch jung und sicher, dass ich auch in Deutschland erfolgreich sein werde. Ich gebe in jedem Fall mein Bestes.“