12.03.2025


Goldene Mental-Tipps
Sonja Greinacher hat mit dem Goldgewinn bei den Olympischen Spielen 2024 im 3x3-Basketball Geschichte geschrieben. Doch die 32-jährige Spitzensportlerin ist nicht nur auf dem Spielfeld eine echte Siegerin, sondern auch als neue Dozentin im Bereich Sportpsychologie an der IST-Hochschule aktiv. Wir haben mit ihr über ihren Weg zum Olympiasieg, ihre neuen beruflichen Herausforderungen und ihre Leidenschaft für das Thema Sportpsychologie gesprochen.
IST: Olympiasiegerin im 3x3-Basketball – das klingt nach einem wahrgewordenen Traum. Wie hast Du das Gefühl erlebt, als Du in Paris die Goldmedaille gewonnen hast?
Sonja Greinacher: Es war einfach unglaublich! Nach dem Sieg war ich erstmal euphorisiert. Aber ich bin danach auch ein bisschen down gewesen, weil der ganze Druck und die große Anspannung so plötzlich von mir abgefallen sind. Es war der Moment, auf den ich so lange hingearbeitet habe. Aber wie das oft nach großen Erfolgen ist, gibt es auch einen kleinen emotionalen Durchhänger danach – dann muss man sich wieder neu motivieren, wenn der große Traum tatsächlich Realität wird.
IST: Was hat sich nach dem Olympiasieg für Dich verändert?
Greinacher: Ich hatte sofort unglaublich viele Termine, Veranstaltungen und Events. Zudem habe ich die Chance bekommen, als Speakerin zu arbeiten und sogar als Gastdozentin an der IST-Hochschule zu lehren. Diese neue Rolle als Dozentin ist für mich eine äußerst spannende Entwicklung.
IST: Was hat Dich als Olympiasiegerin dazu motiviert, an der IST-Hochschule zu unterrichten?
Greinacher: Die IST-Hochschule hat einen sehr guten Ruf und das Umfeld dort gefällt mir – von den Dozent:innen bis hin zur Studienorganisation. Es freut mich, jungen Menschen einen Einblick in den Leistungssport zu geben und ihnen zu zeigen, wie wichtig Mentaltraining gerade in stressigen Wettkampfsituationen ist. Die Möglichkeit, das zu kombinieren und in der Praxis zu vermitteln, ist für mich eine tolle Chance.
IST: Welche Themen sind Dir dabei besonders wichtig?
Greinacher: Ich möchte den Studierenden vor allem praxisorientierte Inhalte vermitteln. Wir reden viel über die mentale Vorbereitung auf Wettbewerbe, den Umgang mit Druck und Rückschlägen sowie die Bedeutung von Teamgeist und Vertrauen. Basketball ist dabei ein sehr gutes Beispiel, um zu zeigen, wie mentale Stärke den Unterschied ausmachen kann – nicht nur in extremen Situationen, sondern auch im sportlichen Alltag.
IST: Warum ist Sport-Mentaltraining für Spitzensportler:innen grundsätzlich so wichtig?
Greinacher: Es geht darum, mental stark zu bleiben, auch wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant. Im Wettkampf gibt es immer Momente, in denen man scheitern kann – sei es ein verschossener Elfmeter oder ein verpatzter Schmetterball. Wenn man dann mit der richtigen mentalen Vorbereitung reagiert, kann man den Fehler schnell abhaken und sich auf das nächste Ziel konzentrieren. Für mich war das ein großer Schlüssel zum Erfolg – das Vertrauen in mich selbst und in mein Team.
IST: Wie kann Mentaltraining konkret dabei helfen, mit Niederlagen umzugehen?
Greinacher: Das Mentaltraining hilft uns, aus Rückschlägen und Fehlern zu lernen, statt sie als Misserfolg zu sehen. Es ist wichtig, sich auf das nächste Ziel zu fokussieren und nicht zu lange an negativen Erlebnissen festzuhalten. Gerade im Sport, wo Fehler oft direkt im Blickfeld stehen, ist es entscheidend, Ruhe zu bewahren und sich auf das zu konzentrieren, was als nächstes kommt.
IST: Im Basketball, besonders im 3x3, sind schnelle Entscheidungen gefragt. Was gefällt Dir an dieser schnellen Variante des Spiels mehr als am klassischen Basketball?
Greinacher: 3x3 ist unheimlich dynamisch und direkt. Die Angriffszeit ist kurz, und man muss blitzschnell Entscheidungen treffen. Es geht zurück zu den „Basics“ des Basketballs – keine unnötigen Überlegungen, sondern einfach ins Spiel und Emotionen erleben. Ich liebe es, draußen zu spielen, mit Musik im Hintergrund und einer Atmosphäre, die immer auch ein bisschen Lifestyle mit sich bringt.
IST: Warum passt 3x3-Basketball als urbane Sportart so gut in die aktuelle Zeit?
Greinacher: Ich glaube, 3x3 spricht eine neue Generation an, die kurze, schnelle und unterhaltsame Events sucht. Im Gegensatz zu längeren, traditionellen Sportarten, die oft mehr Zeit erfordern, ist 3x3 kompakt und bietet viel Drama in kurzer Zeit. Auch andere Sportarten wie Padel beim Tennis oder Beachen beim Volleyball haben ja ähnliche moderne Varianten hervorgebracht.
IST: Was würdest Du jungen Talenten raten, die nach mentaler Stärke streben?
Greinacher: Dass sie in sich selbst und in ihr Team vertrauen sollen. Niederlagen sind Teil des Prozesses, durch sie sollte man nie den Glauben an sich verlieren. Es braucht eine starke innere Haltung, um im richtigen Moment Ruhe zu bewahren und das Beste aus sich herauszuholen. Und dabei hilft Mentaltraining enorm.
IST: Dir hat es schon enorm geholfen. Was war Dein größter Wurf?
Greinacher: Das war definitiv der 2er-Wurf im Olympischen Finale gegen Spanien, 30 Sekunden vor dem Schlusspfiff. Dieser Moment hat alles zusammengefasst – die Jahre der Vorbereitung, die viele Arbeit mit dem Team und die Nervenstärke, die wir alle gemeinsam bewiesen haben.
Sonja Greinacher ist nicht nur eine beeindruckende Olympiasiegerin, sondern auch eine inspirierende Mentorin für die nächste Generation von Spitzensportler:innen. Ihre Expertise und ihre Erfahrungen teilt sie ab sofort als Dozentin an der IST-Hochschule für Management.